100 Jahre Machlandbahn

Bahnhof Perg
Verkehrsprobleme gab es auch in früheren Zeiten, sie waren allerdings anders gelagert. Heute ist es die Umfahrungsstraße, vor 100 Jahren war es die Eisenbahn - beide Projekte wurden von der Perger Bevölkerung jahrzehntelang gefordert, bis sie endlich verwirklicht werden konnten.

Die Geschichte der Eisenbahn beginnt in Oberösterreich mit der „Salzstrecke“ Gmunden - Linz - Budweis, allerdings noch mit Pferden betrieben. 1832 wurde diese Bahn in Betrieb genommen, aber bald darauf auf eine Lokomotivbahn umgebaut. 1872 wurde dann das Verbindungsstück St. Valentin - Mauthausen - Gaisbach dem Verkehr übergeben. Von Perg aus rollte aber noch immer der Postwagen nach Mauthausen - in dieser Zeit der Postwagenromantik mußte die „Hauderer Bezirksstraße“, die heutige Bundesstraße 3, den Verkehr alleine bewältigen.

Die Notwendigkeit, der Landwirtschaft des unteren Mühlviertels den Absatz ihrer Erzeugnisse zu sichern und die zahlreichen Industrieunternehmungen dieser Gegend, besonders die Granitwerke, Mühlsteinbrüche und Pappefabriken bei Mauthausen, Schwertberg und Perg lebensfähig zu erhalten, ließen die Bemühungen der Bevölkerung, zu einer Bahnverbindung zu kommen, nicht ruhen. Nachdem schon im März 1888 ein Vorprojekt vorgelegt worden war, dauerte der Instanzenzug auch damals schon ein Jahrzehnt. Die Baukosten waren auf 1,2 Mill. Gulden veranschlagt worden, das erforderliche Anlagekapital wurde von der Gesellschaft durch Aufnahme eines Prioritäts-Anlehens und Ausgabe von Stammaktien im Betrag von 440.000 Kronen aufgebracht.

Der „Machländer Volks-Bote“ schrieb am 25.4.1897: „.....Danach wird dem Realitätenbesitzer Karl Berger in Schwertberg im Vereine mit dem Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Leopold Heindl in Mauthausen und dem Notar Dr. Alfred Heinzel in Perg die erbetene Concession zum Baue und Betriebe einer als normalspurige Localbahn auszuführende Lokomotiv-Eisenbahn .... ertheilt.“ Außerdem wurde festgelegt, dass die Bahn für eine vorläufige Maximalfahrgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde auszurüsten sei.

Für uns heutzutage unvorstellbar ist der Elan, mit dem an diesem Riesenprojekt, noch dazu mit den damals spärlichen Hilfsmitteln gearbeitet wurde. Noch im Mai 1897 wurde die Firma Fröhlich und Leitner mit dem Bau betraut, Baubeginn war schon der 1. Juni. 

Im folgenden mehrere Zitate aus dem Machländer Volks-Boten:

29. August 1897:
„Mit dem Bahnbaue wurde gestern auch in Perg begonnen. Es soll zunächst das Bahnhofsgebäude hergestellt werden. Die Arbeiter sind durchwegs Italiener. Am gesamten Bahnbau sind cirka 600 Arbeiter beschäftigt.“

12. Dezember 1897:
„Das Bahnhofsgebäude wurde bereits vorige Woche unter Dach gebracht und präsentiert sich recht hübsch. Gegenwärtig wird mit allem Eifer an der Herstellung der Bahnhofstraße gearbeitet, die vom Bahnhof in fast gerader Richtung zum Marktplatz führt, in den sie beim Pfarrhofgebäude einmündet.“

Florian Eibensteiner schreibt in seinem „Heimatbuch von Perg“:
„Die schöne Bahnhofstraße mit prächtiger Kastanienallee ist dem aufstrebenden Markt würdig. Vor Erbauung der Straße führte neben dem Pfarrhof ein schmaler Weg ins Grüne, der die poetische Bezeichnung ‘Veigerlgaßl’ führte.“ 23.1.1898: „Letzten Donnerstag wurde auch hier in Perg mit dem Oberbau (Schienenlegung) begonnen. Auf der Strecke vom Dachsberg bis zu den sogenannten ‘Galgenhäusln’ ist derselbe bereits vollendet.“

Die nun offiziell genannte „Machlandbahn“ konnte tatsächlich nach nur etwas mehr als einjähriger Bauzeit am 3. Juli 1898 eröffnet werden. Eröffnungen wurden auch schon vor 100 Jahren so festlich begangen wie heute - in verschiedenen Beschreibungen darüber wird berichtet:

Die politische Eröffnungs-Prominenz aus Linz und Wien kam mit einem „Separatzug“ angereist, ab Mauthausen kamen noch weitere zwei Festzüge dazu. In allen Stationen gab es prachtvolle Empfänge, so auch in Perg. „Bürgermeister Paur gab in schwungvollen Worten der Freude über die Bahneröffnung Ausdruck, erinnerte an das Jubiläumsjahr (50jähriges Regierungsjubiläum des Kaisers) und brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, welches begeisterten Widerhall fand.

Außer der Gemeindevertretung, den verschiedenen Vereinen, der Schuljugend u.s.w. waren anwesend: Statthalterei-Concipist von Planck, Steuerinspector Dr. Duftschmidt, Bezirksgerichts-Adjunkt Dr. von Rummer, Pfarrer Hauser u.a. Fräulein Almoslechner überreichte dem Statthalter ein Bouquet.“ In der Endstation Grein erreichten die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt: Böllerschüsse, Ansprachen, Festmahl auf der Greinburg, Abendfest am Stadtplatz.

Ab dem 4. Juli 1898 verkehrten drei Züge pro Tag mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h.

Die Fahrpreise jeweils von Perg:

Von Perg nach II. Klasse/III. Klasse
Auhof 15 kr./10 kr.
Grein 68 kr./45 kr.
Schwertberg 16 kr./11 kr.
Mauthausen 31 kr./21 kr.

Von Jänner bis Oktober 1899 beförderte die Machlandbahn 84.798 Personen und 16.100 Tonnen Güter. Übrigens: mit den veranschlagten Baukosten hat man das Auslangen gefunden ! Wie haben denn die das damals gemacht ? Auch das ist Nostalgie !

 Franz Moser

Siehe auch:
Wikipedia: Donauuferbahn (Wachau)

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