Perg vor 100 Jahren: Der erste Führerscheinbesitzer


Dr. Franz Pisecky mit Mutter in seinem Automobil, 1910

Bereits mit dem Auftreten der ersten benzinbetriebenen Fahrzeuge war sich die Obrigkeit der damit verbundenen Gefahren bewusst. Die ersten Autos durften aber wie zuvor die Pferdefuhrwerke ohne Erlaubnis bewegt werden. Und so fuhr der erste Perger Autobesitzer, Dr. Franz Pisecky, bereits eine Weile einen Wagen, ehe er 1911 seinen Führerschein erhielt. Einheitliche Regelungen erfolgten 1905 und 1910, als auch der Begriff „Führerschein“ eingeführt wurde.

Bestimmungen aus der Automobilpolizeiverordnung 1905: Eine Fahrlizenz wurde an Personen ab dem 18. Lebensjahr nach Ablegung einer Lenkerprüfung erteilt. Sie erstreckte sich auf „den Nachweis jener Kenntnisse der maschinellen Einrichtungen, welche zur sicheren Führung eines Fahrzeuges erforderlich“ waren. Außerdem war „im Wege einer Probefahrt die praktische Fähigkeit zur Führung eines solchen Fahrzeuges“ nachzuweisen. Diese ersten Führerscheine waren bereits mit einem Lichtbild versehen und konnten auch wieder entzogen werden, wenn die Verlässlichkeit des Lenkers als beeinträchtigt angesehen wurde. Interessanterweise war überhaupt nicht geregelt, wie sich die zukünftigen Lenker die verlangten Fertigkeiten und Kenntnisse für das Fahren mit Kraftfahrzeugen aneignen sollten. Trotzdem enthält diese erste einheitliche rechtliche Regelung bereits alle wesentlichen Eckpunkte, die für einen sicheren Straßenverkehr auch heute noch gültig sind.

Dr. Franz von Pisecky war in den Vorkriegsjahren bis 1919 als k.k. Bezirkskommissär in Perg tätig. Er quittierte nach dem Krieg den Dienst als Staatsbeamter und wollte mit seinem vermögen, das sich in Prag befand, eine Autofabrik gründen. Die Inflation machte jedoch seine Pläne, bevor er sie in die Tat umsetzen konnte, zunichte. In der Folge hatte der Autoliebhaber die Tatra-Generalvertretung für Oberösterreich inne und hatte zwei Taxis laufen, eines in Linz und eines in Bad Hall.

Der erste Perger Führerschein, 1911

Nebenbei hatte er noch Zeit, den „Alpenländischen Automarkt“, eine Börse für Gebrauchtwagen, zu gründen, bevor ihn ein weiterer folgenschwerer Schicksalsschlag traf. Für eines seiner Taxis, dessen Fahrer schuldig einen tödlichen Unfall verursachte, musste er unversichert mit einer so hohen Summe haften, dass dies das Ende seiner unternehmerischen Tätigkeiten bedeutete und er ab 1927 wieder in den Dienst der Oö. Landesregierung eintrat.

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