Die Hafnerei im Raume Perg

Perger Malhornkeramik
Es ist viel zu wenig bekannt, dass im Unteren Mühlviertel einst mehrere sehr be-deutende Hafnereien angesiedelt waren. Dies lässt sich dadurch erklären, dass in dieser Gegend, wenn auch verstreut, hochwertige Tonlagerstätten vorhanden waren.

In Perg befanden sich diese Tongruben in Pasching, Pragtal und Pergkirchen. Im Jahr 1240 wird der erste Hafner im Machländer Raum nachgewiesen, in dem ein „Konrad der Hafner“ in einer Urkunde als Zeuge erwähnt wird.

Im Heimathaus-Stadtmuseum sind einige Tonfragmente zu sehen, die eindeutig dem Hochmittelalter zuzuordnen sind. 

Im 15. Jahrhundert werden zahlreiche Hafner in Perg und Umgebung genannt, so unter anderem ein Georg Rieder in Lehenbrunn und ein Michael Eder in Dörfl, Pergkirchen. Die Hafnerwerkstatt am Lampelbach war im Besitz einer Bleimühle. Die Bleimühle, auch Schmelzmühle genannt, diente zum vermahlen von Blei- und Zinnasche sowie verschiedener Beimengungen für Glasuren. Für andere Glasurinhaltsstoffe war eine eigene, meist größere Glasurmühle in Verwendung. 


Im Windhager Urbar von 1636 ist zu lesen: „Zum Schloss Pragtal gehört ein Tagwerk gutes Tachentgrund (Tongrund) beim Lampel oder Schrökenberg, dieser wurde an die in der Nähe angesessenen Hafner verpachtet“. Im Urbar des Freigutes Pasching (heute Bauernhaus Paschpoldl) aus dem Jahre 1653 steht: „Weilen auf diesem Freigut ein sehr guter Tachen sich befindet, als haben die Hafner um dieses Revier, fürnemlich aus dem Markt Perg, denselben in Bestand genommen und davon jährlich folgenden Zins gegeben: So zum Beispiel ein Wolf Hueber Bürger und Hafner zu Perg 3 fl. und um 1 fl. Hafnergeschirr. 


Insgesamt lassen sich in Perg und Pergkirchen sieben Hafnerwerkstätten bis ins 15.Jhdt. zurückverfolgen. Neben der Herstellung von Geschirr, der sogenannten Weiß- und Schwarzhafnerware, waren die Ofenkacheln und Figurengruppen ein wichtiger Produktionszweig.


Ab dem 16.Jhdt. beschäftigten die Hafnerbetriebe auch Schüsselmaler/innen, um ihre Erzeugnisse entsprechend zu dekorieren, wobei in Perg die Malhornware einen besonderen Stellenwert einnahm. Unter Malhornware versteht man Keramiken, deren Farben mit einem Federkiel aufgebracht wurden. Im „Deutschen Wörterbuch“ von Jakob und Wilhelm Grimm, Bd. 12, Seite 1510, wird Malhorn wie folgt definiert: „Bei den Töpfern eine Büchse aus Ton oder Holz, worin der Töpfer die Tonfarbe gießt und mit dem aufgesteckten oberen Federkiel malt.“ 


Beim Haus Naarntalstraße 14 stieß man im Jahr 1979 beim Ausheben einer Baugrube auf eine größere Menge Töpferscherben, die dem Heimatverein überlassen wurden. Hofrat Dr. Gunter Dimt, der damalige Direktor des OÖ. Landesmuseums, besuchte das ehemalige Heimathaus am Töpferweg im Jahre 1991. Dabei wurde er auf das bemalte Scherbenmaterial aufmerksam. Er ersuchte um Überlassung zur wissenschaftlichen Bearbeitung, wobei sich herausstellte, dass es sich um qualitativ hochwertige, frühneuzeitliche Malhornware handelt, wobei die zeitliche Zuordnung nur auf Grund stilistischer Merkmale getroffen werden konnte. Malhornware war in Sammlungen wohl vorhanden, aber deren Herkunft konnte nicht eindeutig lokalisiert werden.


In Perg waren zwei Typen von Schüsseln vorherrschend:


1. Doppeladler- oder Gründonnerstagschüsseln

Diese erhielten ihren Namen Gründonnerstagschüsseln angeblich durch den Antiquitätenhandel um die Jahrhundertwende. Diese Schüsseln in verschiedener Größe waren meist datiert und wurden von hochgestellten Persönlichkeiten an bedürftige Mitbürger anlässlich der Fußwaschung oder des letzten Abendmahls am Gründonnerstag verschenkt.


2. Zwiebelschüsseln – vermutlich analog zum Zwiebelmuster

Diese flachen Schüsseln zeigen auffällige Muster mit Blüten, Blütenknospen und Früchten bis hin zum Tulpen- und Granatapfelmuster, in verschiedenen Farben und Ausformungen, je nach dem Zeitpunkt ihrer Erzeugung im sechzehnten bis Anfang des achtzehnten Jahrhunderts.


Nicht mehr den eigentlichen Zwiebelschüsseln zuzuordnen sind jene sehr dicht und schwungvoll bemalten Schüsseln, deren Dekor aus schier unzähligen, stark abstrahierten Ranken, Knospen Blüten und Blättern in Braun- und Ockertönen besteht. Diese dürften dem beginnenden siebzehnten Jahrhunderts angehören.


Da Glasurbrände vermengt mit sogenannten „Schrillbränden“ (erstgebrannte Tonware ohne Glasur) bei den Grabungsarbeiten aufgefunden wurden, ist erwiesen, dass es sich um missratene Keramiken aus der Bruchgrube des Hafnerhauses in der Naarntalstraße handelt. Somit konnte erstmals in Oberösterreich die Herkunft dieser Malhornware lokalisiert und damit nachgewiesen werden. Auf Grund dieser Erkenntnisse war es möglich, einige sich im Fundus der OÖ. Landesmuseen bzw. im privaten Besitz befindliche Schüsseln als Erzeugnisse einer Perger Werkstatt zu identifizieren.


Anlässlich der Eröffnung des jetzigen Heimathaus-Stadtmuseums im Oktober 1993 präsentierte Hofrat Dr. Dimt im Zuge einer Sonderausstellung die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Untersuchungen und dokumentierte diese in der Broschüre „Hafnerkunst aus Perg“. 
Teile dieser Ausstellung sind auch heute noch im Museum zu besichtigen.

Zusammengestellt von: Wolfgang Lehmann

Hinweis: Broschüre "Hafnerkunst aus Perg" im Heimathaus für € 3,-- erhältlich!

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